Petersen

Petersen
Petersen,
 
1) Carl, Politiker, * Hamburg 31. 1. 1868, ✝ ebenda 6. 11. 1933; seit 1899 Mitglied der Bürgerschaft, seit 1918 des Senats von Hamburg, 1918 Mitbegründer und 1919-24 Vorsitzender der DDP, 1920-24 Mitglied des Reichstags, war 1924-29 und 1932-33 Erster Bürgermeister von Hamburg.
 
 2) Jan, eigentlich Hans Schwạlm, Schriftsteller, * Berlin 2. 7. 1906, ✝ Berlin (Ost) 11. 11. 1969; seit 1930 Mitglied der KPD, war 1922-35 Leiter einer antifaschistischen Widerstandsgruppe (»Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller Deutschlands«) in Berlin; 1935 Emigration über Frankreich in die Schweiz, 1937 nach England (1941 in Kanada interniert); 1946 Rückkehr nach Berlin. Zentrales Thema seiner Erzählungen und Romane ist der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Auch international erfolgreich war der Roman »Unsere Straße« (1936).
 
 3) Johann Wilhelm, evangelischer Theologe, pietistischer Schriftsteller und Dichter, * Osnabrück 1. 6. 1649, ✝ auf seinem Gut Thymer (bei Zerbst) 31. 1. 1727; wurde 1676 Professor der Rhetorik in Rostock, 1678 Superintendent und Hofprediger in Eutin, 1688 in Lüneburg. Seine Verkündigung des bald anbrechenden Reiches Gottes brachte ihm den Vorwurf des Chiliasmus ein und führte 1692 zur Amtsenthebung. Mit seiner Frau Johanna Eleonore, geborene von Merlau (* 1644, ✝ 1724), gehörte Petersen zu jener spiritualistischen Richtung des Pietismus, die sich von der Kirche trennte.
 
Werke: Geheimnis der Wiederbringung aller Dinge, 3 Bände (1701-10); Das Leben J. W. Petersen. .. (1717).
 
 
E. A. Schering: J. W. u. J. E. P., in: Gestalten der Kirchengesch., hg. v. M. Greschat, Bd. 7 (1982).
 
 4) ['peːdərsən], Nis Johan, dänischer Schriftsteller, * Vamdrup (Jütland) 22. 1. 1897, ✝ Laven (bei Silkeborg) 9. 3. 1943; schrieb, in einem vom Ersten Weltkrieg erschütterten Leben innerer Unruhe und äußerer Unrast, Gedichte, Novellen, Romane und Aphorismen. Ähnlich K. Munk ist auch Petersens literarisches Schaffen von einer antinaturalistischen Tendenz geprägt. Sein im Rom Mark Aurels spielendes Hauptwerk, der Roman »Sandalmagernes Gade« (1931; deutsch »Die Sandalenmachergasse«), ist letztlich Spiegelung der eigenen Zeit und ein kunstvoller Reflex auf die von Krieg und Krise geprägte Weltanschauungsdebatte der 20er-Jahre; formal dichter, aber literarisch weniger erfolgreich war Petersens Thematisierung des irischen Bürgerkriegs in dem Roman »Spildt mœlk« (1934; deutsch »Verschüttete Milch«).
 
Ausgaben: Samlede digte, herausgegeben von H. Brix (1949); Samlede vaerker, 8 Bände (1962).
 
 5) Peter, Pädagoge, * Großenwiehe (bei Flensburg) 26. 6. 1884, ✝ Jena 21. 3. 1952; 1923-50 Professor in Jena, entwickelte und erprobte als Leiter der dortigen Universitätsschule sein Schulmodell (»Der Jena-Plan«, 3 Bände, 1930-34); setzte sich besonders für ein freies Arbeiten in Altersgruppen nach Wochenarbeitsplan mit sozialpädagogischer Tendenz ein.
 
Werke: Allgemeine Erziehungswissenschaft, 3 Bände (1924-54); Die neueuropäische Erziehungsbewegung (1926); Die pädagogische Tatsachenforschung (herausgegeben 1965, mit Else Petersen).
 
 
H. Döpp-Vorwald: Die Erziehungslehre P. P.s (1962);
 T. Rutt: P. P. Leben u. Werk (1984);
 T. Dietrich: Die Pädagogik P. P.s (61995).
 
 6) Wolfgang, Film- und Fernsehregisseur, * Emden 14. 3. 1941; in den 60er-Jahren Theaterregisseur in Hamburg; seit 1971 Fernsehfilme, darunter mehrere »Tatorte«. Als Spielfilmregisseur inzwischen in Hollywood arbeitend, tendiert er zu aufwendigen Action- und Fantasyproduktionen.
 
Filme: Einer von uns beiden (1973); Die Konsequenz (1977); Das Boot (1981; überarbeitete Kinoversion 1997); Die unendliche Geschichte (1983); Enemy Mine - Geliebter Feind (1985); Tod im Spiegel (1990); In the Line of Fire - Die zweite Chance (1993); Outbreak - Lautlose Killer (1995); Air Force One (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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